14. Apothekenturnier in Görlitz


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Dave - Punkte: 5,0 / Platz: 9

Weiß DWZ Schwarz DWZ Ergebnis
1 Dave Möwisch 1714 - Heiner-Martin Thiersch 1308 1-0
2 Kristin Dietz 1425 - Dave Möwisch 1714 0-1
3 Dave Möwisch 1714 - Luise Schnabel 1530 1-0
4 Kevin Großmann 1645 - Dave Möwisch 1714 1-0
5 Dave Möwisch 1714 - Hanns Schießl 1505 1-0
6 Dave Möwisch 1714 - Michael Olbrig 1521 0-1
7 Phuong Thao Vivien Nguyen 1452 - Dave Möwisch 1714 0-1

Rene - Punkte: 5,5 / Platz: 7

Weiß DWZ Schwarz DWZ Ergebnis
1 Cedric Theile 1306 - Rene Kellner 1713 0-1
2 Rene Kellner 1713 - Thomas Beck 1406 0-1
3 Yara Mathilda Stowicek 1281 - Rene Kellner 1713 0-1
4 Rene Kellner 1713 - Jannis Schulz 1437 ½-½
5 Dr. Gunnar Baginski 1349 - Rene Kellner 1713 0-1
6 Rene Kellner 1713 - Siegfried Richter 1511 1-0
7 Werner Strozewski 1676 - Rene Kellner 1713 0-1



Dave berichtet…


Mittwoch


Es ist ein schönes Gefühl wieder zurück in Görlitz zu sein. Das Apothekenturnier war eines meiner ersten Schachturniere, die ich je mitgespielt habe. Deshalb war es auch immer mein Wunsch, dieses Turnier zu gewinnen. Letztes Jahr ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen und ich konnte mit viel Glück und Willenskraft das 13. Apothekenturnier gewinnen. Dieses Jahr hatte die Titelverteidigung wieder höchste Priorität. Da ich leider an den letzten Spieltagen der Regionalliga Ost schwach performt habe, ist das Ziel Top 10 wohl eher realistischer für mich.

Nach stressfreier Anfahrt per Zug quartierte ich mich kurz in mein Hotelzimmer ein und meldete mich für das Turnier an. Rene nahm ebenfalls am Turnier teil, war aber bei der Anmeldung bislang nicht in Sicht. Mit einem kurzen Pfiff und der Aufforderung des Hauptschiedsrichters die Plätze einzunehmen wurde die sonst so ausführliche und lang andauernde Ansprache übersprungen. Normalerweise geben sich die Politiker der Stadt die Klinke in die Hand und lassen es sich nicht nehmen auf die schöne Stadt Görlitz hinzuweisen. Immerhin gab es so keine 30-minütige Verspätung, die eigentlich fester Bestandteil des Turnieres ist. Von Rene war immer noch keine Spur.

Ich bekam es in der ersten Runde mit einem jungen Gegner zu tun, der recht solide in der Eröffnung spielte. Ich konnte langsam einen Königsangriff aufbauen, der an Wucht zunahm. Nach 30 Minuten Spielzeit war Rene immer noch nicht da. Allerdings stand sein Teilnehmerschild am Brett, was mir Hoffnung gab. Meine Partie nahm währenddessen an Brisanz zu. Ich tauschte einen Turm für zwei Leichtfiguren. Der König meines Gegners stand allerdings noch in der Mitte und konnte nur schwer rochieren. 3 Minuten vor Ende der Karenzzeit stupste mich Rene plötzlich von der Seite an und fragte nach einem Stift. Er hat es doch noch geschafft, hatte allerdings nur noch 30 Minuten für 36 Züge. Ich konnte in meiner Partie den gegnerischen König immer mehr unter Druck setzten, was letztendlich in eine Matt-Kombination mündete. Rene konnte ebenfalls noch seine Partie recht souverän gewinnen.

Damit ist uns ein guter Start in das Turnier geglückt. Morgen geht es für mich gegen eine junge Spielerin des USV VB Halle, die eine schlagkräftige Jugendgruppe haben. Rene bekommt es morgen mit Thomas Beck zu tun. Dieser war im letzten Jahr mein Gegner in der zweiten Runde. Nach meinem Turniersieg letztes Jahr steckte er mir zu, das er bislang immer gegen den späteren Turniersieger in der zweiten Runde verloren hatte. Ob das nicht ein gutes Zeichen für Rene ist?



Donnerstag


Nach einer etwas unruhigen ersten Nacht im Hotel ging es mit großer Müdigkeit in die zweite Runde gegen Kristin Dietz. Meine junge Gegnerin spielt schnell, macht kleine Fehler, die sich summierten und zu einem Damengewinn für mich führten. Nach 58 Minuten Spielzeit konnte ich den Sack zu machen und den zweiten Punkt einfahren. Die schnelle Partie kam mir sehr gelegen, da ich noch ein Stündchen Schlaf nachholen konnte. Rene dagegen verlor seine zweite Partie etwas überraschend gegen Thomas Beck. War wohl doch kein gutes Omen…

In der dritten Runde erwartete mich eine junge Dame aus Berlin. Luise Schnabel spielte eine solide Partie und war ein härterer Brocken, als meine bisherigen Gegner. Die Partie hatte einen positionellen Charakter und war lange ausgeglichen. Erst als wir uns der ersten Zeitkontrolle näherten und meine Gegnerin wenig Zeit hatte, machte sie kleine Fehler, die einen Minusbauer zur Folge hatten. Danach konnte ich Stück für Stück die Partie runterspielen und den dritten Sieg einfahren. Rene konnte gegen seine ebenfalls junge Gegnerin auch wieder voll punkten.

Auffällig in der Runde waren die vielen erkälteten Kinder, die ständig am Husten und Röcheln waren und somit den ein oder anderen zur Verzweiflung brachten. Zudem lauern die kleinen „Monster“ nur darauf, dass die „Großen“ einen Fehler machen. So erwischte es einige Favoriten im vorderen Bereich und ich finde mich morgen an Brett 1 gegen Kevin Großmann aus Cottbus wieder. Wieder ein junger Gegner, der mich sicherlich vor einige Probleme stellen wird.



Freitag


Nach dem erschöpfenden gestrigen Spieltag geht es heute ausgeruht in die Begegnung mit Kevin Großmann aus Cottbus. Nach holpriger Eröffnung meinerseits kommt es zu heterogenen Rochaden mit beiderseitigem Angriff. Ich positioniere meine Springer für einen möglichen Königsangriff, während sich eine Bauernwalze in Richtung meines Königs zubewegt. Ich lasse bewusst einen Durchbruch zu, übersehe aber einen Läuferzug, der mir das Genick bricht. Danach spielt mein junger Gegner die Partie souverän runter und holt verdient den vollen Punkt. Mit dieser Niederlage scheint ein Platz ganz vorne außer Reichweite. Vorne mitmischen möchte ich trotzdem noch.

Zum Mittag gab es opulentes Mahl beim Griechen, was Rene dazu veranlasste, sich einen Ouzo nach dem nächsten hinter zu kippen. Zusammen mit Knoblauch und Zwiebeln wollte er seinen nächsten Gegner so derart aus der Fassung bringen, dass er locker gewinnt. Nach seinem Remis am Vormittag gegen Jannis Schulz war das auch bitter notwendig.

In der fünften Runde ging es für mich gegen Hans Schießel, oder wie ich ihn nenne: den Schießelhans. Dieser nette alte Herr, der dem Weihnachtsmann sehr ähnlich sieht, ist ein alter Bekannter, der schon lange dem Apothekenturnier die Treue schwört. Gegen mich spielte er leider nicht so weihnachtlich und lieferte eine Kombination nach der nächsten, die mich ins Schwitzen brachten. Er katapultierte seinen Bauern schon bis auf die siebente Reihe, verzettelte sich dann aber in Zeitnot, was mir einen Bauerngewinn einbrachte. Danach war es relativ leicht, den Sack zuzumachen und den ganzen Punkt einzufahren. Glück gehabt. Da an den vorderen Brettern Remis gespielt wurde, ist vielleicht doch noch etwas möglich Richtung Turniersieg.



Samstag


Der letzte Tag beginnt mit einem problemlosen aus checken aus dem Hotel. Wieder einmal bin ich hochzufrieden mit meiner diesjährigen Unterkunft. In den letzten beiden Runden hieß es: voller Angriff auf die Spitze. In der vorletzten Runde ging es gegen den vereinslosen Michael Olbrig, der schon so einige Favoriten in dem Turnier bezwungen hat. Zudem ist er ein sehr kommunikativer Mensch, der sich gerne mit seinen Gegnern unterhält, auch während der Partie. Das Spiel gegen ihn sollte sich zu meiner spektakulärsten Partie des Turniers entwickeln. Er bietet mir bereits sehr früh ein Remis an mit der Begründung, dass wir so beide einen Geldpreis sicher haben. Ich lehne ab. Es sollten noch vier weitere Remisangebote folgen. Mein Gegner spielt weiter passiv, was ich ausnutzen kann und mir einen Bauerngewinn ermöglicht. Im Anschluss daran werden weitere Figuren abgetauscht. Mir fällt es allerdings schwer einen konkreten Gewinnplan zu entwickeln. Es sah immer mehr nach Remis aus, weshalb ich alles auf eine Karte setzte und eine Leichtfigur gegen zwei Bauern opferte, darunter ein Freibauer. Mein Gegner behielt einen kühlen Kopf und verteidigte geschickt, garniert mit dem Kommentar: “Springer und Läufer harmonieren wirklich gut“. Den vollen Punkt schrieb ich somit ab und opferte meinen letzten Springer gegen seinen letzten Bauern. Ich spekulierte darauf, dass er in der wenigen Zeit das Springer-Läufer-Matt nicht kennt und ich zumindest einen halben Punkt retten kann. Mein König war leider schon in der Ecke eingesperrt und er fand tatsächlich EINE Minute vor Blättchenfall das Matt. Rumms. Das hat gesessen.

Angefressen von der letzten Runde spielte ich in der letzten Partie des Turniers gegen eine sehr junge Gegnerin, die bereits früh durch meine Unkonzentriertheit einen Bauern gewann. Ab dem Zeitpunkt hab ich auf totalen Angriff gespielt und alle positionellen Nachteile in Kauf genommen. Meine Gegnerin machte kleine Fehler in der Verteidigung, was ein Turmopfer mit verstärktem Königsangriff für mich zur Folge hatte. Sie musste im Verlauf der Partie immer mehr Material geben um das Matt zu verhindern. Ich musste allerdings auch bis zum Matt spielen.

Insgesamt landete ich mit 5 Punkten auf den 9. Platz. Das Ziel Top Ten ist damit zwar erreicht, dennoch hatte ich mir ein wenig mehr erhofft. Ich fahre trotzdem mit einem zufriedenen Gefühl nach Hause. Es war mal wieder ein großer Spaß mit all den ambitionierten Schachspielern in Görlitz um den Sieg zu fighten. Nächste Jahr bin ich wieder dabei. Dann, mit hoffentlich mehr Vorbereitung, wird wieder der Turniersieg angepeilt.

Zuletzt geändert: 2017/12/27 17:53