2. Lido Open

Freitag


Mit dem mittelmäßigem Turnier in Görlitz im Rücken geht es für mich schon wieder ans Brett beim zweiten LIDO-Open in Senftenberg. Ursprünglich sollte eine große Delegation aus Briesen teilnehmen, die aber von Woche zu Woche schrumpfte. Krankheit, Prüfungen und dritte Umstände sorgten für ein geschrumpftes Team aus Briesen, bestehend aus meiner Wenigkeit, Daniela und Juliane, die sich in den Kampf um die Preise stürzen. Nach einer schönen Anreise via Deutsche Bahn durch das tiefste Ost-Brandenburg kam ich im strahlenden Sonnenschein an und konnte auch problemlos im Hotel einchecken, wo auch das Turnier stattfinden soll. Die Zimmer sind absolut komfortabel und hinterlassen einen guten ersten Eindruck. Auch die Stadt Senftenberg hat mich positiv überrascht. Ich war noch nicht oft in der Stadt und hatte eher ein graues verkommenes Örtchen erwartet. Zu meiner Überraschung war es aber sehr sauber, ordentlich und auch die Plattenbauten waren im bunten, renovierten Zustand anzuschauen. Ein wunderschöner See ist ebenfalls gleich in der Nähe, der morgen noch besichtigt werden wird.

Nach kurzer Ansprache des Turnierleiters Kesik und den üblichen Lobhymnen über die Austragungsstätte durch den Assistenten vom Bürgermeister ging es zügig mit der ersten Runde los. Ich musste gegen Daniel Schönfeld ran. Wir zogen relativ schnell die Figuren und ich konnte mir einen Bauern nach dem nächsten sichern bis ich ihn matt setzte. Daniela spielte gegen den Landesjugendwart Ralf Peter Stahr. Sie berichtete mir, dass sie ihre gute Seite zeigen wollte und ihm ein zweizügiges Matt anbot, was er natürlich sofort sah. Juliane hielt gegen ihren zahlenmäßig deutlich stärkeren Gegner lange gut mit. Es hieß Angriff gegen Angriff. Ihr Gegner war leider schneller und holte den ganzen Punkt. Nach der durchwachsenden ersten Runde für uns gibt es vielleicht morgen wieder mehr Grund zur Freude.


Samstag


Nach erholsamer Nacht ging es am nächsten Tag pünktlich in die zweite Runde. Ich musste gegen den vereinslosen Axel Schrödter ran, ein alter Bekannter gegen den ich schon vor rund 10 Jahren bei der LEM der AK U18 in Wandlitz gespielt habe. Er war allerdings fleißiger beim Schachtraining in den letzten Jahren, da seine DWZ auf 1950 angestiegen ist. Ich dagegen hänge immer noch bei meiner lausigen Zahl. Nunja, nach einem kleinen Flashback zurück in die guten alten Zeiten spielten wir munter drauf los. Es entwickelte sich eine ausgeglichene Partie, mit beiderseitigen Angriffschancen. Er verzichtete allerdings auf die Rochade und ließ seinen König in der Mitte. Ich versuchte dies auszunutzen und griff weiter an. Nach nicht optimaler Abwicklung meines Angriffes geriet er zunehmend in Passivität und versuchte die Stellung zu verteidigen. Nach weiteren eher passiven Zügen und wenig Zeit gab er für mich etwas überraschend auf. Allerdings war seine Stellung auch kurz vor dem Zusammenfall. Den Punkt nehme ich aber gerne mit.

Während der Partie ist mir aufgefallen, dass vorne an der Leinwand, wo normalerweise über einen Beamer die aktuellen Paarungen einzusehen sind, plötzlich ein Facebook-Profil auftauchte. Nach kurzer Analyse der Situation bemerkte ich, dass unser Schiedsrichter Manfred Klinke, ein Herr im eher fortgeschrittenen Alter, sich eine Auszeit vom harten Turnieralltag nahm und die neuesten Beiträge an seiner Pinnwand abcheckte. Nachdem er aus den Raum ging und seine Facebook-Seite immer noch zu sehen war, entdeckte ich viele Posts von den Rolling Stones. Guter Geschmack!

Daniela hatte währenddessen Daniel Schönfeld als Gegner, gegen den ich gestern schon spielen durfte. Relativ früh konnte Daniela eine Leichtfigur fangen und gewinnen. Danach fing ihr Gegner aber an, richtig Schach zu spielen und wehrte sich wacker gegen die drohende Niederlage. Im vierzigsten Zug war dann doch Schluss und Daniela konnte Matt setzen. Juliane durfte gegen Dr. Helmut Pöltelt ran. Sie opferte bereits früh in der Eröffnung eine Leichtfigur für zwei Bauern und ließ ihre Bauern geschickt noch vorne laufen. Eingeschüchtert von der Bauernwalze spielte ihr Gegner sehr passiv und übersah einen Läuferspieß, der zu einem halben Punkt für Juliane gegen einen DWZ-stärkeren Gegner führte.

Nach der Mittagspause erwartete mich der an drei gesetzte ArmenierVardanHovsepyan. Ein sehr harter Brocken, der mich Stück für Stück in die Defensive drückte und nach drei Stunden zur Aufgabe zwang. Dieser Gegner war wirklich eine Nummer zu groß für mich. Dennoch bin ich sehr zufrieden mit dem zweiten Turniertag. Bei den anderen Briesenern lief es ebenfalls nicht gut. Daniela hatte gegen Gunner Pohl aus Grimma nicht ihren besten Tag und übersah einige Sachen in einer eigentlich ausgeglichenen Partie, die zu einer Niederlage führte. Juliane spielte einen sehr aggressiven Franzosen gegen Manuel Währer. Allerdings übersah auch sie einen Bauernabzug mit Leichtfigurenverlust, der den ganzen Punkt kostete.

Morgen spielt Juliane gegen den alten Haudegen Uwe Seigerschmidt. Ich bin überraschend auf Platz 13 der Rangliste und bekomme es wieder mit einem starken Gegner, Rainer Birk, zu tun. Daniela spielt morgen gegen einen jungen DWZ-losen Gegner. Wir sind gespannt, was uns am letzten Turniertag erwartet.


Sonntag


Letzter Tag, neues Glück. Die Preise in einigen Kategorien für uns drei waren nicht so weit weg, weshalb wir recht motiviert alles in die Waagschale werfen wollten. Daniela spielte gegen einen jungen Gegner ohne DWZ, den sie recht souverän ohne Zwischenfälle besiegen konnte. Juliane musste sich mit Uwe Seigerschmidt messen, der bislang noch nicht so recht in das Turnier gefunden hatte. Die Partie verlief ruhig und ausgeglichen. Mit der Zeit schlichen sich aber einige Fehler in das Spiel von Juliane, was zur Niederlage führte. Ich hatte wieder einen harten Brocken als Gegner. Ich spielte gegen den an neun gesetzten Rainer Birk. In der Partie tauschten wir früh unsere Damen ab. Ich konnte ihm einen isolierten Doppelbauer verpassen, er mir im Gegenzug einen Isolani. Nach weiterem Materialabtausch blieben neben einigen Bauern nur noch Turm und ungleichfarbige Läufer übrig. Als Konsequenz daraus einigten wir uns auf Remis, womit ich sehr gut leben konnte.

In der letzten Runde ging es nun für Daniela um den Frauenpreis und für mich um einen Ratingpreis. Juliane spielte gegen die noch unerfahrene Sabine Herrmann. Nach einer chaotischen Partie mit vielen Kombinationen einigten sich beide auf Remis mit deutlich besseren Chancen für Julianes Gegnerin. Daniela spielte gegen Mario Kesik, der Sohn des Turnierleiters. Wie schon in den Runden zuvor, fehlte ihr gegen stärkere Gegner in den entscheidenden Momenten die nötige Umsicht. Ein Abzug ihres Gegners mit Qualitätsgewinn leitete die Niederlage ein. Ich musste gegen den Altmeister Manfred Müller aus Senftenberg bestehen. Meine Eröffnung gelang eher suboptimal und ich wurde zunehmend in die Defensive gedrückt. Im ganzen Gewusel übersah ich eine Kombination, woraus leider meine zweite Niederlage des Turniers resultierte.

Auf der Rückfahrt lauschten wir den Klängen der Band „ Die Doofen“, die weltberühmt für tief melancholischen Songs sind wie „TUFF TUFF TUFF, wir fahren in den Puff“ oder „Bänderdehnung in der Unterhose“, und reflektierten über das Turnier. Vielen Dank nochmal an Daniela für die musikalische Begleitung! Wir sind vollends zufrieden mit dem Turnierablauf. Neben dem tollen Hotel und der wunderschönen Umgebung war das Turnier super organisiert. Der Turnierleiter Klaus Dieter Kesik hat sich vor jeder Runde die Zeit genommen, um den größten Kampfgeist der letzten Runde unter den Nachwuchstalenten und den alten Hasen mit Schokolade zu ehren. Auch von der Spielstärke her war es ein ausgeglichenes Turnier, das für jedes Spielniveau herausfordernde Gegner parat hatte. Alles in allem eine absolut empfehlenswertes Turnier, an dem wir auch nächste Jahr wieder teilnehmen möchten.


Juliane - Punkte: 1,0 / Platz: 49

PartieWeiß DWZ Schwarz DWZ Ergebnis
1 Juliane Heinrich 1235 - Ulrich Fitzke 1774 0-1
2 Dr. Helmut Pöltelt 1658 - Juliane Heinrich 1235 ½-½
3 Juliane Heinrich 1235 - Manuel Wähner 1661 0-1
4 Uwe Seigerschmidt 1679 - Juliane Heinrich 1235 1-0
5 Juliane Heinrich 1235 - Sabine Herrmann 979 ½-½

Daniela - Punkte: 2,0 / Platz: 37

PartieWeiß DWZ Schwarz DWZ Ergebnis
1 Ralf-Peter Stahr 1935 - Daniela Heinrich 1446 1-0
2 Daniela Heinrich 1446 - Danieal Schönefeld 943 1-0
3 Gunnar Pohl 1725 - Daniela Heinrich 1446 1-0
4 Daniela Heinrich 1446 - Cederic Fiedler 1-0
5 Marco Kesik 1737 - Daniela Heinrich 1446 1-0

Dave - Punkte: 2,5 / Platz: 21

PartieWeiß DWZ Schwarz DWZ Ergebnis
1 Daniela Schönefeld 943 - Dave Möwisch 1714 0-1
2 Dave Möwisch 1714 - Axel Schrödter 1959 1-0
3 Vardan Hovsepyan 2156 - Dave Möwisch 1714 1-0
4 Dave Möwisch 1714 - Rainer Birk 2022 ½-½
5 Manfred Müller 1870 - Dave Möwisch 1714 1-0
Zuletzt geändert: 2017/12/27 17:53