25. VfB Schach Leipzig Open vom 20.03. bis 25.03.2018

Kurz vor dem beliebten Apotheken- und Äskulapturnier zur Ostern in Görlitz hatte ich mich entschlossen noch ein Turnier in Leipzig mitzuspielen. Die Teilnehmerliste sah vielversprechend aus, gespickt mit Titelträgern, Jugend-Kaderspieler aus Sachsen und den üblichen Hobby- und Vereinsspielern. Zudem lockte mich das Spiellokal, welches sich direkt im Stadionanbau des RB Leipzig befand.

So reiste ich im verschneiten Leipzig an (es lag noch jede Menge Neuschnee), checkte im Hotel ein und machte mich auf den Weg zur imposanten Red Bull Arena. Angekommen im Turnierareal fiel mir sofort der fensterlose Raum auf. Die Organisatoren hatten mit einigen Schwierigkeiten im Vorfeld zu kämpfen. Normalerweise konnten sie auf einen größeren Saal mit Fenstern zurückgreifen. Dieses Jahr waren dort die Tischtennisspieler tätig und wollten den Saal nicht räumen. Daher mussten wir in einem etwas beengten Raum spielen. Zudem war direkt nebenan der Landesstützpunkt der Fechter angesiedelt. Da sich die Fechterhalle direkt einen Raum weiter befand, hörte man regelmäßig die Säbel klingen.

Nach kurzer Ansprache der Organisatoren zum 25-jährigen Jubiläum des Turniers und der Abteilung ging es auch schon los. Ich erwischte mit Daniel Zähringer einen der starken Jugendspieler aus Plauen, die mit einer guten Truppe angereist waren. Zufällig hatte ich mich genau auf diesen Gegner vorbereitet und eine zweischneidige Eröffnung gewählt. Zwar hatte ich einen Bauern mehr und die objektiv leicht bessere Stellung, dennoch reichte ein ungenauer Zug von mir aus um meine fragile Stellung auseinanderbrechen zu lassen. So kam es dann auch im Mittelspiel und mein Gegner zerlegte mich mit einem schönen Turmopfer. Dennoch war es aufregender Auftakt und die Partie brachte viel Spaß mit sich.

In der zweiten Runde verschlug es mich an das letzte Brett gegen Dr. Jörg Schmuck. Nach unglücklicher Eröffnung und taktischen Fehlern meines Gegners konnte ich sehr zügig die Partie gewinnen und hatte etwas Zeit mir Leipzig und die Gegend etwas genauer anzuschauen.

In der dritten Runde wählte mein Gegner Lars Stumbries eine etwas ungewöhnliche Eröffnung, die mich aus dem Konzept brachte. Ich rochierte genau in den gegnerischen Angriff hinein und wurde von einer Bauernwalze komplett überrollt.

Während der Runde ereignete sich ein skurriler Zwischenfall. Ein Spieler kippte ohne ersichtlichen Grund einfach vom Stuhl um. Zum Glück spielten auch Ärzte beim Turnier mit und nach einigen Blitzuntersuchungen konnten schlimmere Diagnosen ausgeschlossen werden. Nach kurzer Pause wurde die Partie wieder aufgenommen. Es war zum Glück nur ein kleiner Schwächeanfall. Dennoch sorgte es für Aufregung im Turniersaal.

In Runde 4 hatte ich mit Lutz Krajinski einen Spieler mit angeborener Spastik als Gegner. Deshalb konnte er keine Figuren setzten und zeigte auf einem kleinen Schachbrett an, welche Figuren gezogen werden sollten, die ich dann bewegte. Nach kurzer Eingewöhnung hatte ich dann auch keine Probleme mit der Partie. Allerdings dachte ich dann über Szenarien nach, in welchen ich in höchster Zeitnot bin und seine Zügen ausführen muss. Um diese unangenehmen Situationen zu vermeiden, spielte ich lieber etwas schneller und nachdem mein Gegner nach einer missglückten Kombination Material einstellte, konnte ich die Partie problemlos gewinnen.

Mein Gegner in der 5. Runde, Johannes Vogler, spielte eine ruhige Eröffnung, während ich versuchte aggressiv ins gegnerische Lager einzudringen. Bei heterogenen Rochaden hatte ich dann die strategisch falschen Pläne verfolgt und verlor im Endspiel einen Bauern. Das technisch eigentlich verlorene Turmendspiel mit einem Minusbauern konnte ich aber nach Ungenauigkeiten meines Gegners Remis halten.

In der 6. Runde musste ich die weißen Steine gegen Simon Burian, einen sympathischen Jugendspieler aus Plauen, führen. Ich bereitete mich bis auf den 13. Zug vor, der auch genau auf´s Brett kam. Leider konnte ich die kleinen Ungenauigkeiten meines Gegners nicht ausnutzen verlor etwas den Faden und damit die bessere Stellung. Im Endspiel verspielte ich dann nach fragwürdigen Zügen das mögliche Remis und gab die Partie auf.

In Runde 7 hatte ich gegen Bert Riedel mit 5,5 Stunden eine wahre Mammut-Partie zu bewältigen. Nach langem Hin und Hin und einer hitzigen Zeitnotphase musste ich nach einem herben Fehler, wieder im Endspiel, völlig bedient die Partie aufgeben.

In der Vorschlussrunde ließ dann meine Motivation und Kraft merklich nach. Glücklicherweise, aus meiner Sicht, machte mein Gegner, Peter Naumann, bereits in der Eröffnung einige Fehler, wovon er sich während der gesamten Partie nicht mehr erholen konnte.

Zum Abschluss wollte ich gegen Gottfried Bronn noch einmal eine ordentliche Partie spielen und mit einem Sieg das Turnier versöhnlich mit 50% abschließen. Den gegnerischen Katalaner hatte ich ganz gut im Griff und dieses Mal gewann ich sogar die Partie im Endspiel.

Insgesamt ein für mich durchwachsenes aber sehr erlebnisreiches Turnier. Neben der schlechten Luft im Turniersaal und der beengten Räumlichkeiten zeigten die Organisatoren sehr viel Herzblut in der Organisation und Durchführeng des Open. Die Verpflegung war gut und die Ergebnisse und Auslosungen waren immer sehr schnell im Netz. Im nächsten Jahr soll dann das Turnier auch wieder im „normalen“ Saal stattfinden. Wer also Lust auf ein stark besetztes Turnier im Herzen Leipzig´s hat, kann ich das Turnier nur wärmstens empfehlen.

Dave Möwisch

Zuletzt geändert: 2018/04/09 12:34