Die Quadratur des Kreises


Eine Seefahrt, die ist lustig.
Die Erde ist rund.

Turnierorganisation ist … anders.

Wir sprechen hier nicht von unbedeutenden Nebenschauplätzen wie der verzweifelten Suche nach einem Spiellokal, oder der wochenlangen Quest durch Internet und andere unwirtliche Gegenden, um aus dem mickrigen Budget noch ein paar halbwegs ansehnliche Preise herauszupressen.

Es geht auch nicht um die Spielbedingungen, die sich mit ein wenig Erfahrung und ein bisschen Einsatzwillen zurechtrücken lassen.

Zu kalt? Wir verbrennen … Zeugs. Das Org-Team ist nicht zwingend auf Kleidung angewiesen.
Zu heiß? Einfachste Übung! Der Turnierleiter kann sich mit Überschallgeschwindigkeit völlig lautlos durchs Spiellokal bewegen - der Luftzug sorgt für die nötige Abkühlung der zermarterten Spielerhirne. Nachdem wir barfuß die Feuer ausgetreten haben, versteht sich.
Zu laut? Wir bauen spontan eine Umgehungsstraße, wozu haben wir denn Vereinsmitglieder. Bei besonders „extrovertierten“ Teilnehmern helfen Montageschaum und Tacker.
Zu hell? Kein Ding! Der Turnierleiter ändert mittels besagter Superkräfte die Erdrotation. (Eine Rakete in die Sonne zu schießen haben wir nach reiflicher Überlegung als „nicht zweckmäßig“ ausgeschlossen, aus Angst vor kollektiven „Zu DUNKEL!!!“-Rufen beim nächsten Turnier.)

Wie man sieht: alles kein Problem. Es gibt nur eine unüberwindliche Hürde: die Gruppeneinteilung!
Abgründe tun sich auf, wenn man erfahren muss, dass Spieler X dem Spieler Y vor 17 Monaten eine rote Schippe und ein gelbes Eimerchen widerrechtlich entwendet hat!
Tränen rinnen über das Gesicht des Turnierleiters, wenn ihm berichtet wird, wie die Mutter von Spieler A den Schokokuchen von Spielermama B als „ganz ok“ verunglimpft hat!

Vendetta war gestern - heute ist Kinderschach! Oder Fußball-Kreisliga!

Wenn es nun noch um die drei heiligsten Buchstaben fast jeden Schachspielers geht, D W und Z, dann ist Chaos nur noch schwer zu vermeiden.

Wie selbstverständlich scheuen sich manche Betreuer, Eltern oder sogar jugendliche Spieler nicht davor, erfahrene und respektierte Trainer mit „nur 1600 DWZ“ als „unter ihrem Niveau“ oder „gänzlich inkompetent“ abzutun. Doch der Unterschied zwischen 678 und 679 ist doch immer noch wichtig genug, um ein Fass aufzumachen.

Wahlweise 2 Sekunden vor Turnierbeginn, oder gern auch danach, wenn das 15-jährige „Supertalent“ mit fast 4-stelliger DWZ nur 2.5/3 geholt hat, in der „viel zu schweren Gruppe“.

Kann man ja nicht immer mit dem Rohrstock lösen - manchmal MUSS der Turnierleiter auch einfach Schuld sein.
Da haben wir Verständnis!

Und wenn man dann, nach etlichen Verschiebungen, wieder bei der Originalliste angekommen ist, stellt man fest, dass in Gruppe Z vier Spieler aus einem Verein eingeteilt sind.
Kopf → Tischplatte → und das Ganze von vorn!

Ich hab meinen Computer jetzt so eingestellt, dass mich beim Aufruf der Online-DWZ-Datenbank des DSB Engelschöre mit Aaaaahs und Oooooohs und 130 dB an die Wichtigkeit meiner Mission erinnern.
Versuchen Sie das doch auch mal - da wird einem gleich wieder bewußt, was wirklich wichtig ist im (Schach)leben!

Zuletzt geändert: 2017/12/27 17:26